Jubiläum in Hardegg
Mehr als 1.000 feierten die alte Thayabrücke
Der Nationalpark Thayatal feierte das 150- jährige Bestehen der Thayabrücke in Hardegg. Diese ist nun ein Vorreiter im grenzüberschreitenden Denkmalschutz.

HARDEGG Im Herbst des Jahres 1874 wurde die Thayabrücke in Hardegg eröffnet. Zum 150-Jahr-Jubiläum wurde ihre gemeinsame Denkmalschutzausweisung in Österreich und Tschechien präsentiert.
Begonnen hat das Brückenspektakel bereits am Freitag mit einem Themenabend unter dem Titel „An Österreichs Grenzen“ im Nationalparkhaus. Am nächsten Tag folgten eine Vernissage im Zollhaus und eine Wanderung unter dem Motto „Von Brücke zu Brücke“.
Das sonntägige Festprogramm umfasste eine Feldmesse sowie einen zünftigen Frühschoppen mit der Burgmusik Kaja und der „Zimbalmusik Antonin Stehlik“. Zudem konnten die Besucher eine Zillenfahrt mit dem Feuerwehrwasserdienst Hollabrunn unternehmen. Begeisterung lösten die Seiltänzer der Gruppe Chodi menalajne aus, als sie auf einem zwischen einem österreichischen und einem tschechischen Baum gespannten Seil in luftiger Höhe über der Thaya zwischen den beiden Nationen hin- und herbalancierten.
Moderator David Freudl umriss im Beisein zahlreicher Ehrengäste die Geschichte der Brücke. Die Finanzierung des Bauwerkes erfolgte damals durch die beiden Länder Mähren und Niederösterreich. „Heute, 150 Jahre später, können wir sagen, dass es eine erfolgreiche Investition in die Zukunft war“, so Freudl. Wenngleich die Sperre der Grenze nach dem Zweiten Weltkrieg für die Stadt Hardegg eine große Zäsur gewesen sei. Das Leben an der „toten“ Grenze bedeutete wirtschaftlichen Rückgang, brachte Abwanderung und Überalterung der Bevölkerung mit sich.
Die nackte Brücke mit ihren rostigen Eisentraversen, die hinüber ins Nachbarland führten, wurde zum Symbol für abgebrochene Beziehungen. Groß war die Freude, als der Brückenschlag nach der Samtenen Revolution am 12. April 1990 und ein Austausch über die Grenze wieder möglich wurde.
„Im Herzen Europas angekommen.“
„Mit der Gründung des Nationalparks Thayatal und der damit verbundenen Schaffung des grenzüberschreitenden Schutzgebiets Thayatal-Podyjí im Jahr 2000 ist es gelungen, eine wunderschöne Tallandschaft zu schützen und regionalwirtschaftliche Impulse zu setzen“, sagte Landesrat Ludwig Schleritzko. Mit dem EU-Beitritt Tschechiens am 1. Mai 2004 seien viele weitere Hindernisse abgebaut worden.
Wo einst der Eiserne Vorhang die Menschen trennte, gibt es nun zahlreiche wirtschaftliche und kulturelle Initiativen zwischen Niederösterreich und dem südmährischen Nachbarn. „Die ehemalige Grenzregion ist im Herzen Europas angekommen, sie ist ein herausragendes Beispiel für gute Nachbarschaft und grenzüberschreitende Zusammenarbeit“, meinte Schleritzko, selbst ehemaliger Direktor des Nationalparks Thayatal.
Neue Hängebrücke geplant.
Jiří Němec, Vorsitzender des Umwelt-Ausschusses des Kreisamtes Südmähren, präsentierte gemeinsam mit Landtagsabgeordnetem Michael Sommer die neue Initiative der beiden Nationalparks: In Verbindung mit der historischen Thayabrücke in Hardegg wird eine neue Hängebrücke am westlichen Ortsrand von Hardegg errichtet und so ein weiterer grenzüberschreitender Rundwanderweg geschaffen. Diese ermöglicht eine kurze Wanderung durch das historische Stadtensemble von Hardegg und die Uferwälder des angrenzenden tschechischen Nationalparks Podyjí. Die Brücke wird durch das EU-Programm „Interreg“ finanziert, das zum Ziel hat, gemeinsame grenzüberschreitende Maßnahmen zwischen Mitgliedsstaaten zu fördern. Erstmaliger gemeinsamer Denkmalschutz eines Bauwerkes. Bundesdenkmalamt-Präsident Christoph Bazil und sein tsche chischer Amtskollege Zdeněk Vácha stellten das gemeinsame Vorgehen bei der Denkmalschutzausweisung der Thayabrücke in beiden Ländern vor. Die Brücke befindet sich im Eigentum der Tschechischen Republik und des Landes Niederösterreich, die Staatsgrenze verläuft genau in der Mitte der Brücke. Die Erklärung des Denkmalschutzes erfolgte bereits 2023 und ist die erste gemeinsame österreichisch-tschechische Denkmalschutzausweisung.
Bei künftigen Sanierungen werden die Vorgaben abgestimmt, zum Beispiel in Hinblick auf die Farbe der Brücke. Die beiden Zollhäuser sind im Eigentum des Nationalparks Podyjí und der Stadtgemeinde Hardegg und stehen nun ebenfalls unter Denkmalschutz. Sie beherbergen Ausstellungen zur Geschichte der Brücke oder zur Natur des Thayatals.
Eine Brückentorte als Abschluss des Festaktes.
Der Hardegger Stadtchef Friedrich Schechtner sowie die beiden Nationalparkdirektoren Tomáš Rothröckl und Christian Übl freuten sich über mehr als tausend Besucher, die beim Festakt oder dem umfangreichen Rahmenprogramm mit dabei waren. Beim gemeinsamen Singen auf der Brücke waren beide Länder begeistert vertreten. Nationalparkmitarbeiterin Claudia Waitzbauer brachte zum Abschluss des Festaktes eine große Brückentorte auf die Bühne.